Eines Tages habe ich im deutschen Fernsehen gesehen, wie der tschechische President Klaus in Peru einen Kugelschreiber bei einem Staatsbesuch in seine Jacketttasche verschwinden liess.
Er unterschrieb zuerst damit bestimmt ein wichtiges Dokument.
Das hat mich umgehauen. Ich ging zum PC und fand eines der seriösesten Sender, den ČT24 auf Anhieb. Ich erfuhr die Meinung des Präsidenten zu dem
Vorfall: Die Schreibgeräte werden bei solchen Anlässen so oder so nach der Unterzeichnung verschenkt. Ich schaute seit dieser Zeit fast täglich tschechisches Fernsehen,
beobachtete einfach das Tagesgeschehen. Auf meinen zahlreichen Reisen in die ganze Welt, habe ich mir längst das schwarz/weiss denken abgewöhnt. Hatte aber das Gefühl, dass die Menschen in
Tschechien es im Übermass immer noch tuen. Ich wollte es genau wissen. Und damit ich mir und den Menschen in der Tschechische Republik treu bleibe, habe ich versucht nach diesem Motto zu
verfahren:
Journalisten und Künstler sollen
durch ihre Arbeit keinen Einfluss auf die Politik nehmen...
E. Lexa Lexová
Nach eineinhalb Jahren bin ich bei meiner Ärztin mit undefinierbaren Oberbauchschmerzen gelandet. „Ich habe das Gefühl ihre Schmerzen sind Psychosomatisch“, sagte sie. Ich schrie lautlos: „NEIN,
nicht mit mir. Meine Heimat ist es nicht mehr, ich spreche nur die Sprache, ich lebe hier in Deutschland und das gern. Ich habe es nie vorgehabt über meine Ex- Heimat zu schimpfen deshalb die
Schmerzen.“ Bauch schrie mich an: „Es ist nicht richtig was da vor sich geht.“ Kopf sagte mir: „Es ist alles richtig, die haben jetzt Demokratie und sind in EU.“ Kampf zwischen Bauch und Kopf.
Meine Ärztin machte mir ein Termin bei einem sehr gutem Psychologen. „Das muss raus was sie sich in eineinhalb Jahren angehört haben.“
Der Termin bei dem Psychologen war erst in einem Monat. Ich traf mich in der Zwischenzeit mit meinen
Freunden Gabi und Joe,
mit beiden alleine. Also hatte ich die Möglichkeit meine Geschichte, über die Heimat zweimal authentisch in voller Länge zu erzählen. Nach dem zweitem Treffen kam ich nach Hause und fing an zu schreiben, es wurde rund und ich
konnte es in Wörter fassen.
In 14 Tagen hatte ich das Buch im Groben fertig.
Meine Bauchschmerzen waren wie weggeblasen.
Als ich dem Psychologen den Grund meines Besuches
erzählt hatte,den ich bereits literarisch
verarbeitet habe, sagte er:
„Liebe Frau gehen sie nach Hause und suchensie
sich einen Verleger. Sie sind gesund.“
Alle meine Versuche in meiner Ex-Heimat wieder Fuss zu fassen, sind gescheitert. Das beschreibe und verarbeite ich auch in diesem Buch. Ebenso wie die Wahlen des Nachfolgers, des klauendem
Präsidenten — Miloš Zeman. Dem Alkohol und einem grossem Zigarettenkonsum gegenüber war er nie abgeneigt. Er wankte bei offiziellen Anlässen sogar gewaltig herum. Seine Pressesprecherin
stellte diesen Zustand, als eine schwache Viruserkrankung dar. Zeman setzte noch einen darauf in dem er sagte:
„Ich würde mir diese Aussage selber auch nicht glauben.“
Viele Deutsche Freunde haben mich dazu angeregt das Buch zu veröffentlichen, weil man sonst fast nichts mehr über die Tschechische Republik erfährt.
Hast du noch Verwandte dort? Das höre ich auch oft. Ja ich hatte eine Schwester, die für mich gestorben ist, obwohl sie noch lebt.
Sie brauchte mich während des Kommunismus, bis zum Jahr 1989. Im November diesem Jahres war die Familie meiner Schwester hier um das Auto das ich für meine Nichte gekauft habe, abzuholen. Da sie gerade ihren Führerschein frisch gemacht hat,
wollte ich ihr damit eine Freude bereiten.
Der Schwager von mir drehte sich in diesem Moment vom Fernseher ab, als Dubček und Havel gemeinsam die Tschechische Nation begrüssten. Und sagte zu mir:
„Jetzt kannst du dir deine Almosen, in den Arsch stecken“, wodurch ich dann zu einer Steinstatue erstarrt bin. Tränen des Glücks über Dubček und Havel, wurden zu Tränen der Enttäuschung
über die Meinung meiner Verwandten. Es hat sehr lange gedauert bis ich seinen Satz tatsächlich verstanden habe. Wie denn auch sonst, Urlaub auf Mallorca, Skifahren in Tirol.
Das alles und noch viel mehr bekamen die von mir.
In deren Augen wurde ich nach der Samtener Revolution zum Verräter. Ich hätte sie böswillig mit den Kommunisten allein gelassen. Und vorallem bin ich in ihren Augen aus finanziellen Gründen 1968
gegangen. Dass die Russen 1968 Prag überfallen haben — vergassen sie.
Zwei Monate später war das Auto verkauft, Geld habe ich nie gesehen, dafür hat mir meine Schwester herablassend gesagt:
„Wir wollen ein dritten Weg für unsere Republik“.
Aha, und 25 Jahre später? Haben die eine vorgespielte nicht wirkliche Demokratie mit der schlimmsten kapitalistischen Fratze, was man sich nur vorstellen kann. Und meine Zweifel, die ich ab und
zu in den Jahren über die Emigration hatte? Die waren weg. Was blieb? Ein vergeblicher Kampf gegen Menschen, die ihren Horizont nicht im Stande sind zu erweitern, die nur bis zum Rand ihres
Tellers sehen können. In der Tschechischen Landschaft hat sich seit Kafkas Schloss nicht viel geändert. Wenn ich mir es überlege, geht es bis heute in manchen der Böhmischen Köpfe genauso zu. Die
Obrigkeit hat wieder die Macht und das Sagen. Eigentlich war ich froh als ich aufgehört habe zu schreiben. Und warum? Weil in der ganze Zeit wo ich mich mit meiner Ex-Heimat beschäftigte, habe
ich nie die Stimme des Volkes in einer Umfrage gehört. Die Stimme der Tschechen ist bis auf die Diskussionen unter dem Artikel aus dem Internet, verstummt.
Am Ende wurde mir allmählich klar, das es Niemandem hilft was ich über ČT24 erfahren habe. Die Erkenntnisse die ich über die Zeit hinweg erlangt habe, bringen weder mich
noch den Leser weiter. Der Grund dafür ist, dass Jemand da oben auf dem tschechischen politischem Himmel sitzt und uns alle, von dem wesentlichen ablenken will. Die Obrigkeit füttert das Volk mit
belanglosen Causas. Die Verhältnisse in Tschechien, lenken das Interesse von wirtschaftlicher, politischer und kultureller Polemik über die Zukunft, ab. Diese unwillkürliche Unfähigkeit, sich
mitzuteilen über die Folgezeit, führt zu gegenseitigem Hass in der Bevölkerung. Das bleibt selbst dem Besucher nicht verborgen. Kompromisse, Toleranz und Empathie sind Begriffe, die ich die ganze
Zeit vermisst habe. Schade, dass Neid und Xenophobie an der Tagesordnung sind.
„Wer ist Kafka?“, fragte mich der Verleger,
als ich den Vertrag bereits unterschrieben hatte.
Er wollte das Buch selbst lektorieren – es ist kafkaesk
geschrieben. Dieser Mann wird weder mein Buch
lektorieren noch rausbringen,
dachte ich mir und eröffnete meinen Schubladenverlag.
So habe ich mein Buch am Ende selbst verlegt.
Die Odysee mit meinem Buch ist immer
noch nicht zu Ende. Die Lektorin, die ich auf FB gefunden habe, weist nicht was Adat ist und schreibt sie mal President mal Präsident. Über Adat habe ich aber ein paar Seiten vorher schon ausführlich berichtet. Also habe ich festgestellt das sie mein Buch nicht mal gelesen hat. Karel Schwarzenberg ist Schweizer und Tscheche, ändert sie aber in einem Satz den ich nie geschrieben habe: In meinen Augen ist Karl Schwarzenberg
ein Deutscher. So ein Schwachsinn kann sich wirklich nur ein Mensch ausdenken der nie Lektorat machen sollte.
Eva Lexa Lexova schildert in ihrem Buch die letzen eineinhalb Jahre vor dem tschechischen CT24 Fernsehen. Das hört sich zuerst ganz unspektakulär an aber
es ist alles anderes als langweilig.
Eva Lexa Lexova bringt uns, in ihrem Buch dem öffentlichen, politischen, aber auch im privaten Leben die tschechische Gesellschaft, näher. Dabei benutzt sie einen satirischen, fast provokanten Stil, der von ihren Ex- Landsleuten als Nestbeschmutzung bezeichnet wurde.
Eva Lexa Lexova beschreibt die Begegnung mit der sogenannten Demokratie die eigentlich in ihrer ex Heimat jetzt sein sollte, es ist aber ein bisschen
anders. Vetternwirtschaft und Korruption ist der normale Alltag in der politischen Szene in Prag. Sie beschreibt aber auf satirische und ehrliche Art ihre Begegnungen mit Menschen die nach
der Zeit der Diktatur und dem Totalismus die ersten Schritte in der EU machen wollten. Es sind eher Unverschämtheiten was sich die Menschen auf den Kopf direkt sagen. Die Menschen meinen es ist
Demokratie wenn sie ihre Eindrücke frei aussprechen, auch für den Preis, dass sie verletzend sind. Zur tschechischen Natur, hat sich langsam aber sicher auch noch eine grosse Portion
von Xenophobie und Neid gesellt. Diese beiden Eigenschaften erlebt die Autorin als Emigrantin zuhauf. Das alles beschreibt sie in einer sehr interessanten und furiosen Sprache die uns
an Kafka erinnern lässt. Ja man kommt sich vor, wenn man genug lange liest, als ob man in Kafkas Schloss ein stiller Beobachter ist. Die Verhältnisse in Tschechien, lassen uns tatsächlich daran
glauben das der Kafka Prozess lebendig ist. Menschen die andere Menschen um Millionen gebracht haben, und trotzdem frei herumlaufen, aber ein Roman Smetana wird eingesperrt, weil
er Politiker auf ihren Plakaten verschandelt hat. Dieses Buch ist zwar ein sehr komplexes Werk, die Autorin als Journalistin bleibt aber bei keiner Nebensächlichkeit
stehen, das Buch ist immer sehr direkt und nie langatmig, sondern sehr spannend. Man will es gar nicht aus der Hand legen.
Zeman ist der neue Präsident, er ist Alkohol nicht abgeneigt und starker Raucher. Er nennt Journalisten das Unkraut, Abschaum der Gesellschaft. Schon in
der direkten Wahl des Präsidenten war es offensichtlich: Zeman war dem Osten, also Moskau näher als sein politischer Gegner Karl Schwarzenberg, der eher mit Westen
liebäugelte.
Das Buch bringt uns viel näher zu den Ländern mit dem wir keine Grenzen haben, als jeder andere mediale Mitteilung, weil es unter anderen den Alltag der
einfachen Menschen beschreibt.
Sehr aufmerksam widmet sie sich der Menschen, die dem Einfluss der Politiker, die sich auf Grund ihre in der Wahlkampagne eines falsches
medialen Diskurs bedienten. Und in ihren medialen Kampagnen falsche Versprechungen und Lügen verbreiteten...
Miloš Zeman ist wahrscheinlich den Journalisten unbewusst neidisch, weil er „gesprächig Kommentator „ sein will. Er will eigentlich allein mit
seinem Kommentar ( Der er liebt), glänzen er fühlt sich als der grösster Journalist im Statte. Und alles andere was gedrückt wurde, ist shit. Zum Thema Vergewaltigung macht Zeman Witze.
Während die Hälfte des Landes immer noch mit Hochwasser kämpf, spricht er über die "letzten" Hochwasser und gemütlich schickt er in den Kampf die Journalisten ohne Wiederkehr... Als ihn
Jemand fragte über das Schicksal der entführten Tschechische Frauen, macht er Witze über die Taliban. In der Zigarettenfabrik hat er in eine Rede gesagt, dass das Rauchen ab 27 Jahre gesund ist
...
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